„Immer wieder
kleine Kreise zeichnen und nicht
schmieren! Wichtig ist der fließende Übergang!“. Die erklärenden Worte ihrer
Kunstlehrerin Mechthild Darquenne-Danwerth liegen den 21 Schülern noch jetzt
in den Ohren. Seit den Weihnachtsferien beschäftigte
sich der Grundkurs Kunst der
zwölften Jahrgangsstufe des Mariengymnasiums mit der Kunstform „Non finito“.
Vorgabe für
die Zwölftklässler war, das Bild eines menschlichen Körperteils mithilfe der
Rastertechnik auf einen schwarzen Fotokarton der Größe DIN A 1 zu
übertragen. Viel Geduld und Genauigkeit mussten die Schüler während des
Zeichnens aufbringen und so mancher weiße Malstift
neigte sich während der letzten Monate seinem Ende. Doch bei der
Abgabe ihres Bildes warteten
die Jugendlichen mit einem Ergebnis auf, das einige anfangs nicht für
möglich gehalten hätten. „Wir haben während des Zeichnens viel geflucht,
doch jetzt möchten die meisten ihr Kunstwerk nicht mehr aus der Hand geben“,
betonte auch Schülerin Anna-Lena
Schäpers. Erst nach der Fertigstellung sehe man das großformatige Bild als
Ganzes und der 3-D-Effekt komme zum Vorschein.
Lobende und
anerkennende Worte fand auch Schulleiter Hein Wilken für die Schüler: „Da
steckt viel Herzblut und Zeit drin und das Ergebnis kann sich wirklich sehen
lassen!“.
Der Begriff
„Non finito“ leitet sich aus dem Italienischen ab und bedeutet so viel wie
„unvollendet“. Die beabsichtigte Nichtfertigstellung eines künstlerischen
Werkes wird so bezeichnet. Dabei kann es sich sowohl um
einen Rest eines ehemaligen Ganzen handeln, aber auch um einen vom Künstler
bewusst gewählten Ausschnitt eines bloß ideell Ganzen.
Schon
Michelangelo hat bei seinen Skulpturen festgestellt, dass sie im nicht
fertig gestellten Zustand mehr Reize ausströmen als eine ausdefinierte
Arbeit.
Um ihre
Zeichnungen auch anderen Kunstinteressierten zu präsentieren, eröffneten die
Gymnasiasten jetzt im Rahmen einer feierlichen Vernissage in der Cafeteria
der Schule eine Ausstellung mit den fertig gestellten Werken. Möglich machte
dies die „Heinrich Friederichs-Stiftung“ Warendorf, die zwölf hochwertige
Rahmen spendete.
Die im Jahre 2009 gegründete Stiftung hat es sich zum Ziel gesetzt, Kunst, Kultur und Denkmalpflege zu fördern. Der Stiftungszweck soll insbesondere dadurch erreicht werden, dass die Werke des Künstlers Heinrich Friederichs erhalten, gepflegt und aufgearbeitet werden. Zudem soll das Lebenswerk des im Jahre 1944 verstorbenen Künstlers der Öffentlichkeit erschlossen werden. Spuren seines bildhauerischen Schaffens sind noch heute vornehmlich in der Altstadt Warendorfs zu finden. Heinrich Friederichs ist ein Beispiel für die vielen hoffnungsvollen, jungen Talente, denen der Krieg jäh und brutal ein Ende setzte.
„Ich war sehr
überrascht und geehrt, als Rosemarie Friederichs, die Schwiegertochter des
Warendorfer Malers und Bildhauers, Kontakt
mit unserer Schule aufgenommen hat“, so Wilken. Der Kontakt zum
Mariengymnasium ist dadurch zustande gekommen, dass Rosemarie Friederichs
selbst Schülerin des Mariengymnasiums war und hier ihr Abitur ablegte. „Im
Rahmen der Neugestaltung der Kantine hat sich diese Ausstellung angeboten“,
erklärte Wilken, der sich bei den Vertretern der Stiftung für die großzügige
Spende bedankte.
Nach den
Sommerferien sollen auch Reproduktionen Friederichs in der Wanderausstellung
ihren Platz finden.
Klicke auf die Bilder, um sie groß zu sehen
Informationen: Prof. Dr. Hans-Uwe Erichsen, Tel. Nr. 0251
31312
Mail: r(dot)friederichs(at)gmx(dot)de
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